Sarah Zanoni
Pädagogische Psychologin / Heilpädagogin
JugendCoaching Sarah Zanoni, Rheinfelden
www.jugendcoaching.ch
Handy, Computer & Co
Vor rund zehn Jahren wurde ich von Eltern oft danach gefragt, wie lange man sein Kind an die elektronischen Geräte – sprich Handy, Computer, Fernseher und Co. – lassen sollte. Inzwischen haben sich die meisten Eltern an den alltäglichen Medienkonsum ihrer Kinder gewöhnt. Die Mehrheit der Kinder zwischen 7 und 12 Jahren konsumieren weit mehr als das empfohlene Mass von früher, das etwa eine Stunde pro Tag Bildschirm betrug. Ausserdem tragen bereits die 9-Jährigen ein eigenes Handy mit sich herum. Sie dürfen damit Spiele spielen, Videos schauen, Chatten oder sind auf Social Media aktiv. Oft wissen Eltern nicht genau, was sich ihr Kind dort anschaut und ob es dies alles emotional verarbeiten kann oder ob es sich gar in Gefahr begibt.
Klar ist: Ein Leben ohne digitale Medien ist für unsere Gesellschaft längst unvorstellbar und auch unsere Kinder sollen den Umgang damit lernen. Entsprechend hat die Schule reagiert – Medienkompetenz gehört heute zum Lehrplan und wird von klein auf thematisiert und trainiert.
Trotzdem bleibt das Thema ein aktuelles – und oft unbefriedigend gelöstes – Problem innerhalb der Familien. So kommt es häufig zu Stress und Konflikten, wenn die Tochter ihr Handy nicht mehr weglegen will und der Sohn kaum mehr vom PC oder der Spielkonsole wegzubringen ist.
Was unter dem häufigen Gebrauch der digitalen Medien nämlich oft leidet, sind:
– Die Beziehung zwischen Eltern und Kind, weil man entweder vor dem Monitor sitzt (und in dieser Zeit keine Beziehung pflegt) oder sich verbal angreift, weil man sich gegenseitig nervt betreffend Nutzungsdauer oder -inhalt.
– Die Schulleistungen, weil die Zeit fehlt, sich um die Hausaufgaben und das Lernen auf Tests zu kümmern, wenn man zu oft und zu lange am Bildschirm sitzt.
– Die kreativen und musischen Fähigkeiten, weil diese Tätigkeiten oft dem Bildschirmkonsum geopfert werden – lieber gamen und chatten, statt basteln und musizieren.
– Die sozialen Interaktionen mit Gleichaltrigen, weil manche Jungs und Mädchen mehr Zeit alleine am Gerät verbringen, statt mit anderen etwas zu unternehmen.
Leider birgt das geliebte Medium noch weitere Risiken. Zum Beispiel jenes, durch Social Media ein zu selbstkritisches Bild von sich selbst zu bekommen. Viele junge Mädchen, aber auch Jungs, vergleichen sich mit den Menschen im Netz, die ihr Aussehen angeblich zur Perfektion stilisieren – und fühlen oft grosse innere Not, dies nicht auch zu erreichen. Trotz dem Wissen um all die Möglichkeiten, wie Bilder gefakt gepostet werden, hat die Medienflut eine manipulative Wirkung. Jugendliche während der Identitätsentwicklung sind besonders anfällig für diesen Einfluss.
Als ob dies nicht genug wäre, können Social Media auch Folgen für das soziale Leben an Schulen haben. Im Netz darf «geliked» oder «disliked» werden, ohne dafür die Konsequenzen tragen zu müssen – denn alles spielt sich anonym ab. In der Schule wird dies dann ebenfalls praktiziert: Kinder beurteilen andere, ohne sich bewusst zu sein, wie verletztend diese Handlungen sind. Verbale Beleidigungen über das Aussehen eines anderen Kindes gehören laut Studien zu der häufigsten Art, wie Mobbing in der Schule beginnt.
Was also tun, um einerseits den dringenden Wunsch nach Medienkonsum der Kinder zu befriedigen und andererseits als Eltern eine gesunde Entwicklung der Kinder zu gewährleisten?
Folgenden Grundsatz finde ich empfehlenswert:
Wir Eltern bestimmen die drei «WWW»: WAS tut mein Kind am Bildschirm? WANN darf es dies tun? Und WIE LANGE darf es dies tun?
Und dazu sollten Eltern versuchen wahrzunehmen, wie sich ihr Kind verhält und wie es ihm geht:
Pflegt mein Kind auch persönlichen Kontakt zu Kollegen und Kolleginnen – und nicht nur online? Ist es trotzdem noch kreativ, musisch oder sportlich? Behält es Hobbys ausserhalb des Medienkonsums bei? Bleiben die schulischen Leistungen und das Sozialverhalten in der Schule stabil oder gibt es plötzlich eine Veränderung? Bekommt es genügend Schlaf oder fällt es durch häufige Müdigkeit auf? Und schliesslich: wie geht es meinem Kind psychisch?
Meine Erfahrung zeigt: Nehmen Eltern diese Punkte bei ihrem Kind wahr und sprechen mit ihm offen darüber, hat dies einen positiven Einfluss auf den Umgang mit den elektronischen Medien.!
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