Am vergangenen Sonntagnachmittag lud die Kulturkommission wieder zu ihrem alljährlichen Museumsfest in Zeihen ein. Wie jedes Jahr wurde das kleine Dorfmuseum im Untergeschoss des Gemeindehauses zur Bühne für lokale Geschichte und Brauchtum, dieses Mal zu den Themen kirchliche Traditionen von anno dazumal und Fossilien aus dem Gemeindegebiet.
SONJA FASLER
Trotz des herrlichen Herbstwetters zog es viele interessierte Besucherinnen und Besucher in die Ausstellung, die sich dieses Jahr zwei spannenden Themen widmete: kirchlichen Traditionen vergangener Zeiten und einer Fossiliensammlung mit Fundstücken aus der Region.
Einblicke in den Glaubensalltag von früher
Die Abteilung zur kirchlichen Kultur gab Einblicke in den Glaubensalltag vergangener Generationen. Hier waren zahlreiche Gegenstände und Bilder ausgestellt, die die tief verwurzelte Rolle des Glaubens in der Gesellschaft verdeutlichten. Eindrücklich war ein sogenannter Hausaltar, auch bekannt als Heimaltar oder Herrgottswinkel, wie er einst in vielen Haushalten üblich war. Fast jedes Zimmer beherbergte früher ein Kruzifix, und die Anwesenheit von Kreuzen, Reliquien und Engeln erinnerte die Menschen im Alltag an Gott. Heiligen-Figuren spielten eine zentrale Rolle im Leben der Gläubigen und wurden bei allerlei Anliegen um Beistand gebeten. Zu den verehrten Heiligen zählten unter anderem der heilige Antonius, der heilige Christophorus, der heilige Nepomuk sowie die heilige Maria, Mutter Gottes.
Ein weiterer faszinierender Aspekt der Ausstellung betraf die kirchlichen Traditionen rund um Hochzeiten und das Thema Tod. So trugen Braut und Bräutigam bis ins 19. Jahrhundert hinein schwarze Kleidung, wenn sie heirateten, und die katholische Kirche achtete darauf, dass nur Partner derselben Konfession getraut wurden. Auch das Sterben und der Tod waren ein zentrales Thema der Ausstellung. Historische Artefakte wie eine Versehgarnitur, die zur letzten Ölung verwendet wurde, oder aufwändig gestaltete Grabkreuze erinnerten an alte Bräuche und Rituale. Bis vor wenigen Generationen starben viele Menschen noch in ihren Häusern und wurden dort traditionell für drei Tage aufgebahrt. Ein weiteres Ausstellungsstück war ein Rad des alten Leichenwagens, der einst in Zeihen in Gebrauch war.
«Bitte nicht auf den Boden spucken»
Zur Karwoche kam in früheren Zeiten eine «Rätsche» zum Einsatz, die im Museum ebenfalls zu sehen war. Sie diente dazu, während der Stille der Karwoche, wenn die Kirchenglocken schwiegen, die Gläubigen an die Passion Christi zu erinnern. Sogar Teile des Plattenbodens aus der alten Kirche, die 1965 abgerissen wurde, wurden ausgestellt und erinnerten an längst vergangene Zeiten. Ein kleines Schild, das einst am Kirchenportal angebracht war und darauf hinwies «Bitte nicht auf den Boden spucken», sorgte bei den Besuchern für schmunzelnde Blicke und Erinnerungen an die damaligen Verhaltensnormen. Abgerundet wurde die Ausstellung von zwei Seitenaltar-Bildern der alten Kirche.
Spuren der Vergangenheit
Eine besondere Fossiliensammlung aus der Glimmersandgrube Schüracher im Iberg wurde im anderen Teil der Ausstellung präsentiert. Aussergewöhnliche Versteinerungen, unter anderem Überreste von Meerestieren und Pflanzen, vermittelten einen Einblick in die rund 15 Millionen Jahre alte Erdgeschichte.
Die detailreichen Exponate machten das Museumsfest auch dieses Jahr zu einem lebendigen Zeugnis vergangener Zeiten. Die gelungene Veranstaltung zog viele Einheimische an, die die Gelegenheit nutzten, ihre kulturellen Wurzeln neu zu entdecken.
Das kleine, gemütliche Museumsbeizli bot Gelegenheit, sich bei Kaffe, Getränken und Kuchen über das Gesehene zu unterhalten.