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Ursula Brun Klemm (Mitte) wurde am vergangenen Donnerstag als erste Frau mit dem Fricktaler Preis der Stiftung pro Fricktal ausgezeichnet. Die ehemalige Frau Gemeindeammann von Mumpf und FDP-Grossrätin stiess auch die Gründung der Stiftung MBF an, die aus den Stiftungen WBF und FBR hervorging. 21 Jahre war sie als Stiftungsratsvorsitzende der MBF tätig, Die Urkunde des Fricktaler Preises überreichten ihr der Stiftungsratspräsident der Fricktaler Stiftung, Linus Schmid, sowie die Vizepräsidentin Marie-Louise Rüetschi. Foto: Jörn Kerckhoff

Zierliche Figur, breiter Rücken: Ursula Brun Klemm erhält als erste Frau den Fricktaler Preis der Stiftung pro Fricktal

«Mit Offenheit, Weitsicht, Vertrauen und Durchsetzungsvermögen gelang es Ursula Brun Klemm immer wieder, je nach Situation neue Wege mit ihrem ‘Baby‘ – der Stiftung MBF – zu gehen und die Weichen in teilweise schwierigem Umfeld immer wieder richtig und zukunftsgerichtet zu stellen. Allein dieser Satz hätte wohl schon ausgereicht, um die Verleihung des «Fricktal Preises» an Ursula Brun Klemm, die am Donnerstagabend im Mühlekeller der Villa Kym in Möhlin stattfand, zu begründen.

JÖRN KERCKHOFF

Ganz so knapp fasste sich Linus Schmid, Stiftungsratspräsident der Stiftung pro Fricktal, in seiner Laudatio dann aber doch nicht. Die Stiftung pro Fricktal verleiht den Fricktaler Preis in unregelmässigen Abständen an Personen, die sich in besonderer Weise um das Fricktal und dessen Bevölkerung verdient gemacht haben. Der Preis für Ursula Brun Klemm war der sechste Fricktaler Preis insgesamt und der erste, der an eine Frau verliehen wurde.

Lange Liste an Ämtern
«Frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst», mit diesem Zitat des früheren amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy fasste Linus Schmid das Wirken von Ursula Brun Klemm zusammen. Gemeinderätin von Mumpf, Frau Gemeindeammann, Grossrätin, Präsidentin der FDP-Senioren Aargau, Mitglied der Geschäftsleitung der FDP Aargau, Verstandsmitglied der FDP-Frauen Aargau und natürlich und vor allem 21 Jahre lang Stiftungsratspräsidentin der Stiftung MBF (Menschen mit Behinderung im Fricktal) – die Liste der Ämter, die die frisch gebackene Trägerin des Fricktaler Preises inne hatte oder noch inne hat, ist lang. Bei all dem, was Ursula Brun Klemm für das Fricktal und seine Menschen geleistet habe, sei es dem Stiftungsrat der Stiftung pro Fricktal auch nicht schwergefallen, sich für die Verleihung des Preises an die gebürtige Rheinfelderin zu entscheiden, so Schmid. Und natürlich sei es nach vier Männern – Othmar Müller (2004), Bruno Egloff (2008), Peter Bircher (2010), Linus Hüsser (2019) – und dem Helfer-Team-Schupfart (2013) nun an der Zeit gewesen, den Preis auch endlich einer Frau zukommen zu lassen.
Ursula Brun Klemm sei es zu verdanken, dass die Stiftungen WBF (Werkstätte und Wohnheim für Behinderte Fricktal) und FBR (Stiftung zur Förderung Behinderter im Raum Rheinfelden) zur Stiftung MBF fusionierten, erläuterte Linus Schmid den Anwesenden – darunter auch Möhlins Gemeindeammann Markus Fäs.

Markus Brun Klemm war über Jahrzehnte der starke Mann hinter seiner starken Frau Ursula, die für ihre Verdienste um das Fricktal und dessen Menschen geehrt wurde. Foto: Jörn KerckhoffImmer auch Kritik ausgehalten
«Beide Stiftungen verfolgten ja die gleichen Ziele und machten die gleiche Arbeit. Da machte es Sinn, die Kräfte zu bündeln», erklärte die Geehrte in ihrer Dankesrede, was sie vor vielen Jahren dazu bewogen hatte, den Gedanken einer Fusion anzustossen. Dabei war sie offenbar nicht nur auf Zustimmung gestossen, wie Linus Schmid ebenfalls anmerkte. «Sie hat eine hohe Frustrationstoleranz und trotz ihrer zierlichen Statur einen breiten Rücken. Das trug dazu bei, allfälligem Gegenwind die Stirn zu bieten und ungerechtfertigte Kritik oder gar persönliche Angriffe auszuhalten und zu ertragen.»
Tatsächlich habe sie sich mehrfach anhören müssen, dass sie ja selbst gar nicht von dem Thema der Behindertenbetreuung betroffen sei, so Ursula Brun Klemm. Sowohl bei der Fusion der WBF und FBR als auch bei der Fusion der beiden Heilpädagogischen Schulen (HBS) Frick und Rheinfelden zur HBS Fricktal – auch dabei war die ehemalige Grossrätin in vorderster Front aktiv – habe sie diesen «Vorwurf» hören müssen. Dabei sollten Betroffene doch froh sein, dass sich Nichtbetroffene für solch ein Thema engagierten und sie nicht alleinstehen liessen, machte sie deutlich, dass qualifizierte und kompetente Unterstützung auch von ausserhalb kommen könne.

«Einer muss vorne stehen»
Ursula Brun Klemm ist sich sehr bewusst, dass sie Grosses geleistet hat, in den vergangenen 40 Jahren ihres politischen und gesellschaftlichen Engagements. Dennoch betonte sie während der Preisverleihung: «Es gab so viele Menschen, die mich in meinem Engagement unterstützt haben und die geholfen haben, die Dinge voranzutreiben und umzusetzen.» Dabei dankte sie besonders auch ihrem Mann Markus, der «auf vieles verzichten musste». Ursula Brun Klemm ist überzeugt: «Es gibt noch so viele, die diesen Preis verdient hätten.» Eine Äusserung, auf die Linus Schmid nur gewartet hatte. «Ich wusste, dass Sie das sagen würden. Und Sie haben Recht. Aber bei allen, die an solchen Projekten wie dem Aufbau der MBF mitwirken, braucht es doch immer jemanden, der vorne steht, Ideen hat, andere motiviert und Verantwortung übernimmt», machte Schmid deutlich, dass es mit dem Fricktaler Preis schon die richtige Person getroffen hatte.

Zwei Jahrzehnte des Wachstums
«Ich möchte mit nur wenigen Zahlen veranschaulichen, welche Entwicklung die Stiftung MBF unter der Führung von Ursula Brun Klemm genommen hat. Das Budget stieg vom Jahr 2000 bis ins Jahr 2020 von zehn auf 24 Millionen Franken, die Zahl der Stellen stieg im gleichen Zeitraum von 93 auf 197 und die Zahl der Bewohnenden von 130 auf 353», so Schmid. Ausserdem habe Ursula Brun Klemm ihre Entscheidungen als Stiftungsratspräsidentin stets auf die Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung ausgerichtet. Natürlich sei ihre Arbeit auch immer ein Spagat gewesen. Einerseits den Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen – wie es auf der Homepage der MBF propagiert wird – und andererseits die betriebswirtschaftliche Seite nicht zu vernachlässigen. Dieser Spagat sei ihr aber stets grossartig gelungen.
«Wo wären denn im Fricktal all die Menschen mit Behinderung und Unterstützungsbedarf, wenn sie nicht in der MBF sein könnten, wo sie ihren Fähigkeiten entsprechend gefordert und gefördert werden und wo ihnen ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht wird? Ich habe keine konkrete Antwort, aber eines weiss ich genau: Ohne den Einsatz, das Engagement, die bewundernswerte Schaffenskraft und den Gestaltungswillen von Ursula Brun Klemm wären die Stiftung MBF und deren Bewohnerinnen und Bewohner sicher nicht dort, wo sie heute sind.»

Stiftung pro Fricktal
Die Stiftung pro Fricktal wurde am 28. Juni 2001 von zehn Personen mit einem Startkapital von 240 000 Franken gegründet. Der Zweck der Stiftung besteht in der Förderung kultureller und volkskundlicher Belange des Fricktals durch Beiträge an kulturelle Werke und Anlässe, Vereine, Personen und Institutionen, die sich kulturellen und volkskundlichen Aufgaben des Fricktals widmen.

Bilder:
- Ursula Brun Klemm (Mitte) wurde am vergangenen Donnerstag als erste Frau mit dem Fricktaler Preis der Stiftung pro Fricktal ausgezeichnet. Die ehemalige Frau Gemeindeammann von Mumpf und FDP-Grossrätin stiess auch die Gründung der Stiftung MBF an, die aus den Stiftungen WBF und FBR hervorging. 21 Jahre war sie als Stiftungsratsvorsitzende der MBF tätig, Die Urkunde des Fricktaler Preises überreichten ihr der Stiftungsratspräsident der Fricktaler Stiftung, Linus Schmid, sowie die Vizepräsidentin Marie-Louise Rüetschi. Foto: Jörn Kerckhoff
- Markus Klemm-Brun war über Jahrzehnte der starke Mann hinter seiner starken Frau Ursula, die für ihre Verdienste um das Fricktal und dessen Menschen geehrt wurde. Foto: Jörn Kerckhoff