Die Zahl der bearbeiteten Fälle hat auch im vergangenen Jahr zugenommen, wie Werner Bertschi, Chef der Polizei Oberes Fricktal, anlässlich der Präsentation des Jahresberichts bekanntgab. Die Zahl der Rechtshilfegesuche stieg massiv an. Die Zahl der Einbrüche hielt sich in etwa die Waage. Erfreulicherweise rückläufig sind die Fälle häuslicher Gewalt. Eine Herausforderung nebst der Arbeit im «eigenen» Gebiet war, dass das Korps aufgrund eines Personalunterbestands bei der Polizei Unteres Fricktal aushalf.
SONJA FASLER
Trotz aller Arbeit kann Werner Bertschi dem vergangenen Jahr Positives abgewinnen. Etwa der Entscheid des Grossen Rates, am dualen Polizeisystem mit Kantonspolizei und mehreren Regionalpolizeien im Kanton Aargau festhalten zu wollen. «Damit ging eine lange Phase der Unsicherheit zu Ende, die unsere Mitarbeitenden zunehmend belastete», sagte Bertschi und betont: «Wir sind bereit, weiterhin unseren Beitrag, ausgerichtet auf die Sicherheitsbedürfnisse unserer Bevölkerung und unserer Gemeinden, mit einem hohen Mass an Professionalität zu leisten.»
Die Notwendigkeit einer funktionierenden Regionalpolizei schlägt sich auch in den Zahlen des vergangenen Jahres nieder, in dem die Polizei Oberes Fricktal 15 Prozent mehr Fälle bearbeitet hat als im Vorjahr. Glücklicherweise bei Vollbestand, denn das 20-köpfige Korps griff zusätzlich der Polizei Unteres Fricktal unter die Arme, die mit einem Personalunterbestand zu kämpfen hatte. «Eine Selbstverständlichkeit», betont Werner Bertschi. Man pflege seit Jahren eine gute und enge Zusammenarbeit. Klar also, dass man sich in einer solchen schwierigen Situation unterstütze. Unter anderem wurde der Patrouillendienst faktisch zusammengelegt. Mittlerweile habe sich die personelle Lage weitgehend entspannt. Bertschi sieht in der Aktion auch das Positive: «Die eine oder andere Massnahme wird auch in Zukunft bestehen bleiben.» Konstantes Team
In Sachen Personalbestand kann der Polizeichef auf ein konstantes Korps zählen. Es gab 2024 keine Abgänge. Zwei neue Mitarbeiter traten ein und ein Polizeiaspirant absolviert zurzeit die Ausbildung. Auf den Herbst hin wird wiederum ein Aspirant für die Polizeischule gesucht. «Uns ist es wichtig, Nachwuchs zu generieren», betont Bertschi. Ebenfalls erfreulich: Die beiden Polizeihunde «Gin» und «Gaia» haben im vergangenen Jahr die Einsatzfähigkeitsprüfung bestanden. So können ihre Herrchen mit ihnen eine wertvolle Unterstützung bei Fahndungen oder bei der Suche nach Vermissten leisten.
Patrouillentätigkeit gesteigert
Letztes Jahr leistete die Polizei Oberes Fricktal 12 305 Stunden uniformierte Präsenz. Damit sei der vom Kanton geforderte Minimalwert wiederum klar übertroffen worden, berichtete Bertschi stolz. Darunter fallen die drei Bereiche Kriminalitätsbekämpfung, Verkehrssicherheit und Sicherheit und Ordnung. «Die Präsenz unserer Patrouillen in den Quartieren und an den Hotspots unserer Gemeinen steigert das subjektive Sicherheitsgefühl und sorgt im Notfall für kurze Interventionszeiten», erläutert der Polizeichef.
Die Polizei Oberes Fricktal behandelte 2897 Fälle. «Das entspricht einer Zunahme von 15 Prozent. Im Zusammenhang mit Einbrüchen in Privathäuser, Geschäfte und Fahrzeuge konnten 47 Festnahmen und Anhaltungen verzeichnet werden. Bei den Tätern handle es sich mehrheitlich um abgewiesene Asylbewerber aus Maghreb-Staaten, weiss Bertschi.
Weniger Fälle häuslicher Gewalt
Erfreulicherweise musste die Polizei Oberes Fricktal 2024 weniger oft wegen häuslicher Gewalt ausrücken. Die Fälle stiegen in den vergangenen Jahren konstant an auf zuletzt 95 Fälle im Jahr 2023. 2024 ging die Zahl um rund ein Drittel auf 65 zurück. «Wie nachhaltig diese Entwicklung ist, wird sich im laufenden Jahr zeigen», sagt der Polizeichef, der in diesen Fällen auf niederschwellige Intervention setzt, um eine mögliche Gewaltspirale früh zu stoppen. Über den gesamten Kanton Aargau gesehen blieb die Zahl mit 2588 Fällen im Bereich der Vorjahre.
Dank der Anschaffung eines mobilen Laser-Messsystems konnte die Anzahl der Geschwindigkeitskontrollen erhöht werden, nämlich von 40 auf 106 mit über 1,4 Millionen gemessenen Fahrzeugen. Die massive Steigerung lässt sich damit erklären, dass das semistationäre Messgerät jeweils bis zu einer Woche steht, der Laser aber spontan eingesetzt werden kann. «Dass die Anzahl der Übertretungen trotz erheblich mehr gemessenen Fahrzeugen nur in geringem Mass anstieg, zeigt, dass die Kontrollen offensichtlich Wirkung zeigen», stellt Bertschi fest. 2024 wurden mit 2961 Bussen nur 54 mehr als 2023 ausgestellt.
Die Zahlungsmoral sinkt
Geradezu sprunghaft angestiegen sind im vergangenen Jahr die Rechtshilfegesuche, nämlich von 1270 auf 1488. Dazu gehört die Zustellung von Strafbefehlen oder das Abschrauben von Fahrzeugkontrollschildern, nachdem entsprechende Rechnungen nicht bezahlt wurden. «Die Zahlungsmoral und das Verantwortungsbewusstsein sinken», so Bertschi, der den rasanten Anstieg bereits seit dem Jahr 2020 mit Sorge beobachtet.Eine Erfolgsgeschichte
Als «eine Erfolgsgeschichte» stuft Polizeichef Werner Bertschi den Anfang letzten Jahres eingeführte «Dienst Prävention» ein. In diesem sind die beiden Bereiche Verkehrsinstruktion sowie Jugendprävention und -polizei zusammengefasst. «Damit begleiten wir die Kinder und Jugendlichen vom Kindergarten bis
und mit Oberstufe in verschiedenen Lebensbereichen», umschreibt es Werner Bertschi und ist überzeugt: «Präventiv wirken bringt etwas für die Zukunft.» Während bei den jüngeren Kindern Verkehrsunterricht im Vordergrund steht, werden in Präventionslektionen mit Jugendlichen Themen wie Gewalt, Social Media, Betäubungsmittel oder häusliche Gewalt behandelt.
Fussgängersicherheit und Bahnhofareal im Fokus
Ein Schwerpunkt in der Arbeit der Polizei Oberes Fricktal im laufenden Jahr wird die Fussgängersicherheit haben. Das geht von der besseren Sichtbarkeit bis hin zum Vorschlagen von baulichen Verbesserungen entlang von Strassen. Den Bahnhofarealen wird Aufmerksamkeit geschenkt, indem wieder vermehrt verdächtige Personen kontrolliert werden. Auch an den diversen Grossanlässen in der Region wird die Polizei präsent sein. Zurzeit aktuell ist die Fasnacht.
Taser im Einsatz
Im vergangenen Jahr hat auch die Polizei Oberes Fricktal Taser eingeführt. Alle Polizisten tragen nun nebst Schusswaffe einen Taser auf sich. Dieser komme, wenn immer möglich, vor dem Gebrauch einer Schusswaffe zum Zug und ersetze den Schlagstock. «Notwehrmittel ist und bleibt jedoch die Schusswaffe», betont Bertschi und fügt an, dass auch der Gebrauch des Tasers laufend trainiert werde.
Soziale Medien ausbauen
Dem Trend entsprechend möchte man bei der Polizei Oberes Fricktal den Social-Media-Bereich, insbesondere Instagram und Facebook, weiter ausbauen. «So können wir vermehrt nach aussen tragen, was wir machen, aber auch bestimmte Themen ansprechen und so vor allem die jungen Leute erreichen», so Bertschi und betont: «Wir wollen transparenter werden; schliesslich haben wir nichts zu verbergen.»
Seinem Korps spricht Werner Bertschi in Anbetracht des grossen Einsatzes im vergangenen Jahr ein dickes Lob aus. «Mein herzliches Dankeschön geht an alle meine Mitarbeitenden, welche sich tagtäglich mit viel Herzblut und Einsatz in einem immer schwieriger werdenden Umfeld für die Sicherheit einsetzen.»
Erstes Bild: Obwohl die Polizei Oberes Fricktal zurzeit keine Personalengpässe zu verzeichnen hat, wirbt auch sie auf dem Polizeifahrzeug für den Polizeiberuf. «Die Polizei braucht Nachwuchs», betont Bertschi. Foto: Sonja Fasler
Zweites Bild: Vierbeinige Unterstützung für die Polizei Oberes Fricktal: «Gin» (im Bild) hat die Einsatzfähigkeitsprüfung mit Bravour bestanden, genauso wie seine Dienstkollegin «Gaia». Foto: POF
Drittes Bild: Prävention nimmt eine zentrale Rolle ein. Hier unterrichtet ein Polizist die Schülerinnen und Schüler in Verkehrskunde. Foto: POF